VERA BONSEN

Ausschreibung LUKREZ „de reum natura“ – über die Natur der Dinge

Ein paar persönliche Gedanken
 

Am Text „Lukrez- „DE RERUM NATURA“ fällt mir auf den ersten Blick eine für die damalige Zeit sehr revolutionäre Sicht auf die Gesellschaft, den Menschen und die Natur auf, die viele aktuelle heutige Sichtweisen vorwegnimmt und erstaunt in der bildgewaltigen Phantasie der Beobachtung und ihrer ganz eigenen Schlussfolgerungen.

Lukrez hat den Menschen in seinen Unzulänglichkeiten genau erkannt und analysiert- er hat Anwendungsmethoden anschaulich gemacht, welche aus unserer Welt eine bessere machen könnten durch unsere Lebensweise und unser bewusstes und aktives Handeln- Wir sind heute nicht mehr von großen Utopien, sondern eher von Dystopien beeinflusst, unsere Ikarusflügel liegen versengt und zerbrochen in den Trümmern, die unsere chronische Zerstörungswut hinterlassen hat..

Unsere Wünsche und Sehnsüchte sind nur noch als Schlagwörter, Zeichen und Symbole auf den Grenzmauern zu sehen, die wir uns überall selbst errichten durch die von uns verursachten katastrophalen politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Umstände.

Die Betrachtungen und Schlussfolgerungen des Lukrez in Bezug auf die Phänomene der Natur, der Menschen und der Gesellschaft lassen unendlich viele künstlerische Ansätze zu.

Für meinen Beitrag zu „ DE RERUM NATURA“ habe ich bewusst die Technik der inszenierten Fotografie gewählt, (ein Modell gebaut und beleuchtet) , es ging mir um die Räume, die sich in Lukrez‘ klarer, detailreicher, fantasievoller Sprache für mich öffnen, gleich einer Dramaturgie, einer Szene, einer Landschaft. In der Fotografie (Druck auf Hahnemühle Papier William Turner) habe ich versucht, diese Dreidimensionalität wiederzugeben.

Was vielleicht auf den ersten Blick Hoffnungslosigkeit suggeriert, wird durch die energetische Figur gebrochen, die die Mauer durchschlägt. Für uns können die Betrachtungen des Lukrez heute immer noch ein Ansporn sein, unsere Denken und Handeln in eine positive Richtung zu lenken.

Vera Bonsen, Juli 2020