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- Presse: "WERTHER"
Werther - Jules Massenet, Staatstheater Darmstadt 1999
- Pressestimmen -
Darmstädter Echo ( Heinz Zietsch)
Eine surreale Bilderwelt, Rene Magritte läßt grüßen. Eine Bilderfülle spult sich wie im Film vor den Augen des Zuschauers ab…
Mit einhellig begeistertem Beifall wurde der musikalische Teil der Aufführung bedacht.Allen voran Generalmusikdirektor Marc Albrecht
…Selten hat man eine derart homogene Verbindung von Regie und Ausstattung erlebt wie jetzt im „Werther“. Eine rundum fantasievolle wie originelle Inszenierung, die geradezu kongenial der Klangfarbenvielfalt der Partitur Massenets entspricht. Musiktheater präsentiert sich hier als eine faszinierende Erlebniswelt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung ( Ellen Kohlhaas)
Es ist nicht leicht, die Riesenbühne des Darmstädter Staatstheaters mit J. Massenets intimem „Werther“ zu füllen. Die Ausstatterin Vera Bonsen verengte den Raum mit einem zum Publikum offenen Röhren- Halbrund: Endzeit-Tunnel? Jedenfalls beengter, von Angst bedrängter Seelen-Innenraum. In ihm rollen, schweben, tänzeln wie am Laufband die von Alltagsroutine und Pflichterfüllung gegängelten Spießer…
eigentlich genügen schon zwei der Einfälle, um Charlottes Gefangenschaft im moralisch-religiösen Regelkreis zu veranschaulichen: die Festtafel mit gesichtslosen, uniformen Gästen, die das Essen im Unisono in sich hinein löffeln, und die Kirchgang-Choreographie, in der schwarze Gestalten im Gleichschritt wie Marionetten zwischen Kreuz und Bischof voran zappeln. Bei jedem Auftritt der Kirchgänger werden Kreuz und Geistlicher monumentaler, aus Charlottes Sicht bedrückender. Beim letzten Mal ist der Seelenhirte nur noch seelenlose Aufziehpuppe mit Totenkopf und Schraube im Rücken. Die Variation im Gleichen verbildlicht zudem ein musikalisches Moment, zumal im „Werther“: die Wanderung sich verändernder Motive durch das Klangnetz.
In solchen Momenten der Inszenierung sind Bildmetaphorik, musikalische und darstellerische Gestik glücklich eins. Sie nehmen im dritten und vierten Akt, die deutlich dichter, konzentrierter, weil sparsamer inszeniert, noch zu.
Mannheimer Morgen (Susanne Kaulich)
Jules Massenet traute sich etwas mit seinem „Werther“
Das tun auch Regisseurin Katja Czellnik und ihre Ausstatterin Vera Bonsen. So jedenfalls empfand es das Darmstädter Publikum, das schon in der Pause nach Buh-Zwischenrufen aufgeregt diskutierte. Mit einem nachgerade genialischen bildhaften Zugriff hatten Czellnik und Bonsen verstört oder begeistert. Und dabei Massenets „Werther“ mit textgenauer Lesart auf den Punkt gebracht.
Konformismus, Erstarrung und Langeweile manifestieren sich in einem kalten , leeren Tunnel. Aus dem gibt es für niemanden ein Entkommen. Schon das von Marc Albrecht und dem Darmstädter Orchester in Beklommenheit und Düsternis charakterisierte Vorspiel gerät atemberaubend.
Mit Inbrunst, Poesie und traumwandlerischer Präsenz verkörpern Michaela Schuster und vor allem Andreas Wagner das unglückliche Liebespaar, das zueinander nicht finden darf. ..Umsichtig und einfühlsam verzaubert Marc Albrecht am Pult einmal mehr das Publikum, ohne dabei jemals Gefahr zu laufen, sentimental , süß oder gar aufgesetzt zu wirken. Klarheit, ja Abgeklärtheit, Transparenz und ein fast beängstigender Sog in die unausweichliche Tragödie charakterisieren seinen Massenet, der ausklingt mit einer von Charlotte gesummten Melodie von Allan Petterssen. Wie gesagt, man traut sich etwas in Darmstadt. Und der mit Bravi und Buhs zu gleichen Teilen gemischte Beifall zeigt, wie sehr dieser Mut unter die Haut geht.
...Es ist schwierig diese Oper spannend zu inszenieren. Um so überragender also die Qualität der Arbeit von Katja Czellnik.
Kongenial beleuchten Musik und Bühne die Unvereinbarkeit von Liebe und Moral...
Mit Massenets „Werther“ ist der Darmstädter Oper ein tief bewegender, optisch wie musikalisch überwältigender Abschluss des Goethejahrs geglückt. Wie ein Träumer mit seinen Utopien zugrunde geht in der Spießergesellschaft- dafür erfindet das junge und aufregend eigenwillige Inszenierungsteam Karja Czellnik (Regie) und Vera Bonsen (Bühne) ein verstörendes Traumspiel...