VERA BONSEN

Klarheit und genaues Kalkül
Sechs Künstler zeigen unter dem Slogan "Alles in Ordnung" im Breitspiel in Heidelberg charakteristische Arbeiten; von Heide Seele (RNZ / 26. November 2010)

Ausstellung Im Breitspiel HeidelbergWer hat sich nur wieder diesen Slogan ausgedacht? „Alles in Ordnung“. Das klingt so salopp, so locker vom Hocker, dass Seriöses dahinter kaum zu vermuten ist. Doch das Etikett täuscht. Es herrschen wirklich Klarheit und genaues Kalkül in dieser Ausstellung mit fünf Künstlerinnen und einem männlichen Kollegen im Breitspiel in Rohrbach-Süd. Sie zeigen in der Kanzlei Tiefenbacher in einer Veranstaltung des Forums für Kunst ihre Beiträge, diesmal nicht – wie sonst üblich - streng voneinander separiert, sondern so auf drei Etagen verteilt, dass die untereinander bestehenden Korrespondenzen erkennbar werden. Nachdem Jürgen Dernbach von der Kanzlei Tiefenbacher auch im Namen der Manfred-Lautenschläger-Stiftung die Gäste begrüßt und Dr. Christmut Präger eine konzise Einführungsrede gehalten hatte, konnte man sich an den musikalischen Darbietungen von Knut Rössler (Klarinette) und Johannes Vogt (Theorbe) erfreuen und dabei den Rundgang absolvieren.

Siegfried Reißing, der (wie auch Monika Klein) eine besonders reiche Ausbeute mitbrachte, hat sich in seinen meisterhaften Fotografien Örtlichkeiten anverwandelt, deren Identität man auf den ersten Blick nicht unbedingt entschlüsseln kann, den Rheinau-Hafen in Mannnheim, das Staatstheater Darmstadt, auch die dortige Tiefgarage, und er verrät, wie lange er oft auf das Licht wartet, bevor er seine reich strukturierten Aufnahmen wie zum Beispiel die kaum identifizierbaren Hölzer für Betonverschalungen abgelichtet hat. Es sind Ordnungsprinzipien, die er aufspürt, auch bei einem von unten fotografierten Betonpilz, der nicht von ungefähr in unmittelbarer Nähe zu den strengen Arbeiten von Vera von Reitzenstein gehängt wurde. Die erfahrene Bildhauerin setzt mit ihren mit Acrylfarbe bemalten Holzrelief klare Zeichen in einer kompromisslosen Handschrift, Rechtecke, mal ockerfarben, mal sienarot auf schwarzem Grund, Kreisformen mit überlegt daraus ausgeschnittenen Segmenten, oder sie setzt auf wirkungsvolle Schwarz-Weiß-Kontraste, konstruktivistisch ausbalanciert.

Gelegentlich lassen sich Parallelen zwischen Reißing und Vera Bonsen herstellen, die in ihren sich nur scheinbar in den Raum bewegenden Fotografien auf Leinwand eine erstaunliche Plastizität erreicht, Ergebnis eines differenzierten Arbeitsprozesses. Sie konstruiert ihr Modellbaumaterial, das sie beleuchtet und fotografiert, dabei auch Spiegel benutzt und überraschende fast kaleidoskopartige Wirkungen erzielt. Monika Klein ist wieder mit ihren Kaltnadelradierungen (in kleinen Auflagen) vertreten in einer gewohnt präzis-geometrischen Formensprache. Man denkt an Fenstervariationen mit bunten Vorhängen, die sich in schimmernder Konsequenz aus dem Dunkel schälen. Gisela Hachmann-Ruch hat sich für ihre Linol-Stempeldrucke diesmal ein Motiv wie die Container im Mannheimer Hafen erkoren – Stichwort „Globalisierung“ - mit Schrifttafeln wie „Geest“ oder „Hamburg“, die nicht nur in ihrer farblichen Differenzierung eine formale Beziehung zu Monika Kleins Grafiken aufweisen, während Rosemarie Armbrust-Wermter - neben ihren Entwürfen für Glasfenster und der „Overall-Spindel“,einem weißen Bodenobjekt - in einem grau-weißen „Quadrat“ Fläche und Linie zu harmonischer Einheit bringt.