Sie hat sich in kurzer Zeit einen Namen in der hiesigen Kunstszene gemacht, stellte häufig aus und entwickelte relativ rasch einen eigenen, unverwechselbaren Stil. Jetzt ist Vera Bonsen mit einer von der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung veranstalteten Ausstellung in der Heidelberger Stadtbücherei präsent.
Bei der Vernissage konnte der neue erste Vorsitzende Uwe Lingnau seinen Vorgänger Karl Korz begrüßen wie auch seinen Stellvertreter Milan Chlumsky, der die Einführungsrede hielt. Wer den bisherigen Werdegang der Künstlerin verfolgte, erkennt ihre Handschrift auf Anhieb wieder. Ihr Ausstellungsmotto ”between the lines” wird in so manch zeilenartig angelegten Verläufen wörtlich genommen, ist aber auch doppeldeutig aufzufassen, da sich Ungesagtes ”zwischen den Zeilen” entschlüsseln lässt.
Vera Bonsen ist Bühnenbildnerin, und das merkt man. Mit einem deutlichen Hang zum Dreidimensionalen gestaltet sie ihre Wandobjekte in klaren Strukturen, oft ineinander verschachtelt und aus unzähligen kleinen Stäbchen- Verläufen zusammengesetzt. Ganze Szenarien werden da entworfen. Zum Beispiel im ”Triptychon 3” mit seinen vertikal angeordneten Segmenten, die bei einigem Abstand zu flirren beginnen, oder bei den blauen ”Spielräumen”, deren Struktur einem textilen Gewebe ähnelt und die in der Mitte Einblick in ein kleines Theaterchen gestatten.
Die Künstlerin setzt sich intensiv mit ihrem Material auseinander (Holz und Pappe mit Vinylfarben). Sie verletzt es, um dessen naturhafte Lebendigkeit und auch die sich in deren Gefolge ergebenden Unregelmäßigkeiten aufzuzeigen.
In ihrer gegenwärtigen Ausstellung präsentiert sie Einblicke in das Spektrum ihrer verschiedenen Arbeiten vom dreidimensionalen, gebauten Objekt über die Detailfotografie bis hin zu einer inszenierten Situation, die sich in dem Werk ereignen kann. Dabei setzt sie auf wirkungsvolle Hell-Dunkel- Kontraste. Zwischenräume zwischen Linien und Zeilen sind ihr wichtig, um Schatten-und Lichträume zu schaffen. Denn das Licht setzt starke Akzente, und den Schatten bezeichnet sie sogar als Protagonisten ihrer Arbeit. Die Objekte sind demnach gedanklich stark durchdrungen.
Ein gewisser Abstand zu ihnen empfiehlt sich, um ihre Wirksamkeit aufzuspüren. Den zweiten Werkblock bildet die dynamische fünfteilige ”La Ola –Serie”. Unter diesem Titel zeigte Vera Bonsen schon unlängst in der Galerie Grewenig/ Nissen einige Beispiele. Die wellenförmigen Bewegungen der Fans in Fußballstadien, die durch eine spontan empfundene Begeisterung ausgelöst werden, vollzieht sie in ihren reliefartigen, ästhetisch anregenden roten Wandobjekten nach. Sie streben ebenso spielerisch wie exakt konstruiert in den Raum und nehmen auch durch ihre malerischen Effekte für sich ein.